Objekt

Archiv-ID:
18648
Objekt:
Artikel
Urheber:
Lukasch, Bernd
Titel:
Museen sind das Gedächtnis der Menschheit
Datum:
2015 ca.
Ausführung:
Museumsportrait auf online-Portal "hobbymap", mit zahlreichen Abb., aus unbekanntem Grund redaktionell gesperrt.
Quelle:
Urheber
Status:
digital/eBook
Beschreibung:

"Museen sind das Gedächtnis der Menschheit und wer sein Gedächtnis verliert, verliert seine Orientierung."

Stellen Sie unseren Lesern doch zunächst einmal kurz das Otto-Lilienthal-Museum vor. Was gibt es dort zu entdecken?

Wie der Name sagt, sind wir ein "Personal-Museum" und natürlich ein technisches Museum: Es geht um die Geburtsstunde des Menschenfluges, aber natürlich auch um viel mehr, nämlich um den alten Menschheitstraum, das "irdische Jammertal" zu verlassen und "sich zu erheben". Wir behaupten gern, das Fliegen sei die einzige technische Erfindung, die eine uralte kulturelle Vorgeschichte hat.

Was denken Sie macht generell den Reiz und die Faszination an Museen aus?

Ein bekannter Museumsslogan lautet: "Wir haben die Originale". In einer Zeit der virtuellen Realität und der immer globaleren Zugänglichkeit jeder Information bekommt das Authentische, das nicht Kopierbare einen ganz neuen Reiz und ich glaube auch eine neue Bedeutung. Man könnte auch sagen: "Wir haben die Beweise!" - Die Beweise an denen sich Geschichte und Geschichtsschreibung prüfen lässt.

Welche Funktionen und Aufgaben erfüllen Museen im Bezug auf , Geschichte und Wissenschaft?

Die Funktion als Schatzkammern, als Beweis- und Studiensammlungen habe ich genannt. Die kulturelle Funktion ist mit dem folgenden Satz gut beschrieben: Museen sind das Gedächtnis der Menschheit und wer sein Gedächtnis verliert, verliert seine Orientierung.

Was waren besonders tolle Momente in der Geschichte des Otto-Lilienthal-Museums und was waren Ihre ganz persönlichen Highlights?

Schöne Momente bereiten uns im Museum natürlich angeregte Besucher oder internationale wissenschaftliche Kontakte. Als Highlights würde ich "die großen Überraschungen" bezeichnen: Wenn eine Enkelin Lilienthals eines Tages ins Museum kommt, mit den Worten: "Schauen Sie, ich habe da noch was gefunden ...". Oder wenn ein Australier anfragt: "Sagen Sie, ich habe eine Dampfmaschine, auf der steht "Otto Lilienthal". Hat der was mit dem berühmten Lilienthal zu tun?" Die Maschine ist heute wieder in Deutschland, läuft bei Führungen im Museum und ist die einzige erhaltene aus Lilienthalscher Produktion weltweit.

Wie beurteilen Sie abschließend generell die Entwicklung der Museen in den letzten Jahren und welche Trends sehen Sie für die Zukunft?

Es gibt sehr gegenläufige Trends. Einerseits ist die Faszination der Einrichtung "Museum" ungebrochen. Ich glaube das gilt besonders dann, wenn im Museum dessen traditionelle Funktion nicht unter die Räder kommt, wenn nicht Events und multimediale Installationen die Objekte in den Hintergrund treten lassen. Die Besucherschlangen vor dem "Neuen Museum" in Berlin bestätigen das.

Andererseits gefährdet der Trend zum Superlativen und zu gigantischen Besucherzahlen nicht nur Reichtum und Vielfalt der Museumslandschaft, sondern auch ihre kulturelle und Bildungsfunktion. Geschichte hat eben nicht nur in Tourismuszentren und Großstädten stattgefunden, sondern überall im Land. Bewahrung des von Generationen vor uns über Krieg und Verwüstung erhaltenen öffentlichen Erbes und seine Zugänglichmachung sollte in einem Europa der Kulturen selbstverständliches Anliegen sein. Die personellen Grundlagen und der politische Wille dazu erodieren jenseits der Highlights aber zunehmend. Die Deklaration der Museen und ihrer Sammlungen als "freiwillige Aufgabe" ist in einem Kulturstaat eigentlich nur noch peinlich.

Vielen Dank, dass Sie uns mehr über das Hobby Museen und Ausstellungen erzählt haben