Objekt

Archiv-ID:
3655
Objekt:
Theorie
Urheber:
Borelli, Johann Alfons
Titel:
Muskelkraft und Vogelflug
Datum:
1680
Status:
Hinweis
Beschreibung:

Italien, Neapel
In der nach seinem Tode erschienenen Schrift "De motu animalium" (Über die Bewegung der Tiere) legte Borelli Erkenntnisse der Beobachtung der Vögel dar. Er unterschied zwischen Gleit- und Ruderflug. Die Vögel stiegen ohne Flügelschlag, da sie einen im Ruderflug gewonnenen Geschwindigkeitsüberschuß hätten. Doch auch der Wind spiele eine Rolle, da die Luft in den oberen Regionen niemals still sei, wie die Bewegung der Wolken zeige. So "wird der Vogel mit ausgebreiteten Flügeln durch den Wind leicht emporgetragen; jedenfalls aber verhindern der Wind und die ausgespannten Flügel ein schnelles Herabsinken." Doch er begründet das physikalisch nicht.
Zur Möglichkeit des Menschenfluges aus eigener Kraft "muß man nachsehen, ob die Kraft seiner Brustmuskeln... entsprechend groß ist... Es ist klar, daß die Kraft der Brustmuskeln beim Menschen viel zu klein ist; denn bei den Vögeln beträgt das Gewicht der zum Schlagen dienenden Muskeln nicht weniger als ein Sechstel des gesamten Körpergewichts... beim Menschen nicht einmal... den hundertsten Teil des Körpergewichts." Ikarus sei also völlig sagenhaft. "Nichtsdestoweniger versichere ich, daß die Ausführung des Fluges nicht besonders schwer ist, da die Natur die einfachste und leichteste unter den verschiedenen Möglichkeiten gewählt hat." Er hielt eine Gewichtserleichterung aufgrund des Archimedischen Prinzips möglich und verwies auf die Fischblase. Für Menschen war das für ihn allerdings nicht realisierbar, das er an eine Metallkonstruktion dachte. Er formulierte: "Es ist unmöglich, daß Menschen aus eigenen Kräften künstlich fliegen können."

siehe Borelli, G. A.: Die Bewegung der Tiere. Leipzig 1927
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