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Autor und Quelle fraglich: evtl. https://www.loc.gov/item/sn86063495/, Interessant ist die prominente Erwähnung von Hearst, Langley, Lilienthal, ohne Erwähnung der Gebrüder Wright.
Transkript:
Abbildungen: "Otto Lilienthal in seinem Gleitflieger", "Otto Lilienthal", "Entwurf eines Aeroplans aud dem Jahre 1843", "Ein Aeroplan der Zukunft (Copyrighted 1910 by Munn & Co. Inc.)", "Querschnitt des Aeroplans der Zukunft. (Copyrighted 1910 by Munn & Co. Inc.)", "Ansicht ovn oben",
Mit freundlicher Erlaubnis des "Scientific American."
Wm. R. Hearst's Preis von $50,000 bahnt neue Wege für die Entwicklung der Luftschifffahrt.
Das in den letzten Tagen hier stattgehabte Wettfliegen hat in den überraschenden Leistungen der Aeroplane die ungeheuren Fortschritte erkennen lassen, die in deren Konstruktion in der letzten Zeit gemacht worden sind. In Jahresfrist haben sie eine völlige Umgestaltung erlebt. Ihre Schnelligkeit von 62 Meilen in der Stunde entspricht den weitgehensten Erwartungen. Bis auf Weiteres wenigstens. Denn schon trägt man sich mit der Hoffnung, daß es bereits in nächster Zeit möglich werden wird, ihre Schnelligkeit auf 100 bis 125 Meilen zu steigern. Wer wollte ernstlich bezweifeln, daß dies gelingen wird?
Mit der raschen Vervollkommnung der Aeroplane rückt die Möglichkeit, daß Das, was man jetzt noch für unerreichbare Phantasiegebilde hält, sich in einer nahen Zukunft verwirklichen mag, beispielsweise, daß ein Geschäftsmann in Boston nach Schluss der Börsenstunden nach Philadelphia fliegt, um einen dort wohnenden Freund zum Besuch der Oper in New York abzuholen.
Schneller hat sich noch nie die Eroberung eines ungeheuren Reiches vollzogen, als gegenwärtig die Eroberung des unermeßlichen Bereiches der Luft. Möglichkeiten von unabsehbarer Tragweite bieten sich.
Wenige Jahre erst ist es her, daß das skeptische Publikum alle Bestrebungen der Aviatiker überhaupt für undurchführbar und überspannt hielt. Was hat nicht der alte Graf Zeppelin im Verlauf seines langen Lebens für Spott wegen seiner Bestrebungen über sich ergehen lassen müssen, bis seine ersten epochemachenden Luftreisen der Welt die Verwendbarkeit seines Luftballons bewiesen!
Und nun ist auch dessen Konstruktion überholt. Die Aufmerksamkeit der Menschheit hat sich den neuen Konstruktionen der Aeroplane und ihren überraschenden Leistungen zugewendet.
Aber auch bei ihnen wechselt die Form rasch. Das Wettfliegen der letzten Zeit har die Ueberlegenheit der Monoplane über die Biplane festgestellt. Fortgesetzt studiren die Aviatiker bei ihren Versuchen zur Vervollkommnung der Flugtechnik den Vogelflug. Die Schnellflieger der gefiederten Welt sind die Lehrmeister der Aviatiker. Die Schüler stehen aber bereits im Begriff, die Lehrmeister zu überholen.
Der Lenkballon wird jedenfalls für Kriegszwecke seine Bedeutung behalten und wird rasch immer mehr vervollkommnet werden. Auf den Gebieten des Sports der Aviatiker ist er jedoch von den Aeroplanen weit überholt.
Aber auch die Aeroplane in ihrer jetzigen Gestalt werden im nächsten Jahre eine radikale Wandlung erfahren.
Wettfleigen um den Hearst'schen Preis.
Mit dem Flug von Meer zu Meer über den nordamerikanischen Kontinent hinweg, um den Heast'schen Preis von $50,000, wird voraussichtlich die Flugtechnik in eine ganz neue Phase ihrer Entwicklung treten.
Das Wagnis einer Luftfahrt ist noch immer so groß, die Kosten für Herstellung verbesserter Aeroplane so bedeutende, daß viele Aviatiker kleiner Preise wegen sich nicht an den Wettfliegen betheiligten. Die große Summe von $50,000 aber wird so anregend wirken, daß wahrscheinlich im nächsten Jahre neben den jetzigen meistgenannten Aviatikern andere Flugtechniker mit neuen Erfindungen vor das Publikum treten werden.
Den Theilnehmern für das Wettfliegen um den Heast'schen Preis, vom Atlantischen bis zum Stillen Ocean sind, wie bereits erwähnt, so elastische Bedingungen gestellt, daß sie voraussichtlich die[...]
"Ach, zu des Geistes Flügeln wird so leicht "Kein körperlicher Flügel sich gesellen," wird dann von der Wirklichkeit widerlegt werden.
Immer größer wird von Jahr zu Jahr die Zahl Jener werden, welche die luftige Fahrt in Wolkenhöhe unternehmen. Wie ein Wandelpanorama mit rasch wechselnden Landschaftsbildern von riesigen Dimensionen werden sie die Erde unter sich erblicken. Bis über die Wolken hinweg wird sie häufig ihre Luftreise tragen. Lichterscheinungen von unerhörter Pracht werden sie umglänzen. Landschaften, Städte, Seen und Gebirge werden in raschem Wechsel unter ihnen vorüberziehen. Die phantastischen Erzählungen Jules Verne's beginnen sich zu verwirklichen. Keine Phantasie vermag die farbenreiche Pracht einer solchen vom Licht durchflutheten Luftreise heranzureichen.
Die gegenwärtig noch großen Gefahren einer Luftreise werden duch die Verbesserungen der Aeroplane rasch so verändert werden, daß wahrscheinlich schon in einer nahen Zukunft sich die Menschen einem Aeroplan mit ähnlicher Sorglosigkeit anvertrauen werden, wie gegenwärtig einem Eisenbahnzug oder einem Oceandampfer.
Biplan vom Monoplan übertrffen.
Bei Gelegenheit des hier in den letzten Tagen veranstalteten Wettfliegens der Aeroplane stellte der "Scientific Ameri[...] worden sind und daß augenscheinlich die nächste Zukunft ihnen gehört – bis auch sie von einem neuen verbesserten Typ im wahrsten Sinne des Wortes überflügelt werden.
Das Wettfliegen über den nordamerikanischen Kontinent hinweg um den Hearst'schen Preis mag diesen neunen Typ schon im nächsten Jahre bringen.
Die Schenlligkeit der Aeroplane ist im Verlauf dieses Jahres von 50 auf 75 Meilen die Stunde gesteigert worden. Die besten Resultate wurden durch den Monoplan erreicht, die in Bezug auf Schnelligkeit, Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit allen anderen Typen weit voraus sind.
Von allen bisher verwendeten Luftschiffen kommt der Monoplan in seiner Konstruktion dem Vogel am nächsten. ln seiner Entwicklung ist er den Winken gefolgt, welche die große Lehrmeisterin Natur giebt. Die schnellsten Luftschiffe neuester Konstruktion nähern sich zusehens der Form des Albatroß.
Nach den Ausführungen des bekannten Aviators Langley werden wahrscheinlich die Aeroplane der Zukunft einen der [Länge nach] getheilten Rumpf haben, der [ähnlicher] Beschaffenheit sein wird, wie [...]chte Körper der Schnellflieger unter den Vögeln. Langley glaubt, daß sich dadurch eine gesteigerte Schnelligkeit wird erzielen lassen. Die Schwingen werden lang und schmal sein. Wenn es gelingt, sie ausschließlich aus Metall herzustellen, und nicht wie jetzt noch aus Holz [...] Gewebe, wird es möglich [...]t jene gerundeten Formen [...]ch welche das Entstehen von [...]der [...] wird. [...]
Druch die Verwendung von Metall werden die Schwingen aber bedeutend erhöhte Festikeit erhalten. Ihre größere Länge wird sehr viel dazu beitragen, den Flug sicherer und stabiler zu machen. Allem Anschein nach werden schon in nächster Zeit die Schwingen aus Holz, Draht und Gewebe allgemein durch metallene ersetzt werden. Nicht wenige der schweren Unfälle, von denen Aviatiker betroffen wurden, sind dadurch veranlaßt worden, daß das Holz brach.
Das zur Verwendung kommende Metall wird jedenfalls eine der neuen Stahllegirungen sein, die im Verhältnis zu ihrer Schwere von ungeheurer Festigkeit und Zähigkeit sind. So wird man einen Aeroplan erhalten, der nicht schwerer als die gegenwärtig im Gebrauch befindlichen, aber ums Vielfache fester und zuverlässiger sein wird. Dem geschmeidigen Metall wird man leichte Formen geben können, die weit geeigneter sind, als die gegenwärtigen Aeroplane, die Luft zu durchschneiden. In Folge dessen wird eine weit größere Schnelligkeit erzielt werden können. Professsor Langley ist überzeugt, daß schon in nächster Zeit die Schnelligkeit auf 100 bis 125 Meilen in der Stunde wird gesteigert werden können.
Wie die Schwingen, so wird künftighin auch der Hauptkörper der Monoplans aus Metall hergestellt werden. Das zur Verwendung kommende Metall wird wahrscheinlich bald allgemein Vanadin-Stahl sein. Der Motor des Luftschiffes der Zukunft wird in seinem wesentlichen Theilen [sic!] dem jetzt im Gebrauch befindlichen Motor gleichen, wenn nicht neue Erfindungen auch darin wieder völlige Neugestaltung herbeiführen.
Eine weitere Verbesserung am Monoplan, die in nächster Zeit in Gebrauch kommen wird, soll nach Langley ebenfalls den Schnellfliegern unter den Vögeln abgelauscht sein. Wie diese beim Fliegen die Beine an den Körper heranziehen, um die Luft möglichst geringen Widerstand zu bieten, [sic!] so soll auch das Gestell des Monoplans durch Luftdruck an den Rumpf des Apparates hereingedrückt [sic!] werden. Zu dem Zweck befindet sich ein kleiner Cylinder mit komprimirter Luft auf dem Apparat; ein anderer derartiger Cylinder, der die beweglichen Flügelspitzen kontrollirt, befindet sich am hinteren Theil des Aeroplans. Bei dem verbessserten Apparat wird auch das Gyroskop Verwendung finden, das dazu dienen soll, den Monoplan im Gleichgewicht zu erhalten. Die glatten Flächen der Stahlkonstruktion vermindern die Friktion beim Durchschneiden der Luft beträchtlich.
Die Begründer der Flugtechnik.
Bei den überraschenden Fortschritten der Flugtechnik in den letzten Jahren erinnert man sich gegenwärtig auch der ersten Aviatiker, welche mit Apparaten, die schwerer als die Luft waren, zu fliegen versuchten: Langley's in Amerika, Maxim's in England, Hargrave's in Neu-Südwales und Lilienthal's in Deutschland.
Besonders letzterer, der 1896 durch einen Sturz von seinem Flugapparat den Tod fand, muß als der eigentliche Vater der Flugtechnik gelten. So unvollkommen sein Gleitflieger auch noch im Vergleich zu den gegenwärtigen Aeroplanen waren, so wurden doch deren Leistungen, die uns gegenwärtig in Erstaunen versetzen, unmöglich sein, ohne die Versuche Lilienthal's mit seinem Gleitflieger. Besonders seine Experimente zur Erhaltung des Gleichgewichts in der Luft haben anregend auf Andere gewirkt. Als er sich bei seinem Sturz tödtlich verletzte, war er bereits öfter als 2000 Mal geflogen. Andere setzten sein Werk nach seinem Tode fort. Mit welchem Erfolg, haben erst wieder die Luftfahrten der letzten Tage erkennen lassen.
Noch um mehrere Jahrzehnte früher, as die genannten Vier, hatte Henson mit seinem Entwurf zu einem Flug-Apparat allgemeine Aufmerksamkeit erregt. 1843 machte er seinen Plan bekannt, einen mit Dampf betriebenen Aeroplan zu erbauen. Die nebenstehende Abbildung läßt in überraschender Weise erkennen, wie nahe verwandt sein Apparat noch den heutigen vervollkommneten Aeroplanen ist. Alle Grundprinzipien der Letzteren, das Gestell auf Rädern, die Schwingen, der Motor, usw., sind schon in ihm enthalten. Auch Henson hatte für seinen Entwurf zu einem Aeroplan den Flug der Vögel studirt.
Luftschiffe im Krieg.
Bei den Sensationellen Erfolgen der Aeroplane in der letzten Zeit beim Wettfliegen ist die Bedutung derselben als wichtige Kriegsmaschinen wieder mehr in den Hintergrund getreten. Die Flugtechniker sind aber eifrig mit ihrer Verbesserung zu diesen Zwecken beschäftigt. Nicht nur zur Beobachtung der feindlichen festen Stellungen, sondern auch für den Angriff werden sie Verwendung finden.
Schon jetzt sind sie dermaßen vervollkommnet, daß sie eine entscheidende Rolle würden spielen können. Aus ihrer Höhe lassen sich über die Bewegungen des Feindes Beobachtungen anstellen, die auf andere Weise gar nicht erlangt werden können. Durch die Explosivgeschosse, welche von ihnen aus abgefeuert werden können, lassen sich Tod und Verderben in feindliche befestigte Stellungen senden.
Den feindlichen Schiffen können diese Explosivgeschosse so verderblich werden, daß schjon jetzt die Absicht, mit der man sich noch vor wenigen Jahren in England trug: im Kriegsfall duch die englischen Dreadnoughts einen Angriff auf die deutschen Hafenstädte zu machen, unausführbar geworden ist. Die Luftschiffe würden den Panzerschiffen mit ihren Explosivgeschossen einen Empfang bereiten, der sie zum schnellen Rückzug nöthigen würde.
Allerdings sind auch die Geschütze vervollkommnet worden, mit denen nach jenen Luftschiffen geschossen werden kann. Unzweifelhaft würden auch im Ernstfall verschiedene derselben unschädlich gemacht werden können. Desto sicherer aber würden die anderen ihre Absicht durchzuführen im Stande sein.