Startseite » Archiv » Objekt

Archiv-ID:
15480
Objekt:
Artikel
Urheber:
Schachinger, Erika
Titel:
Käthe Schmidt-Jürgensen (1897-1979) - Ein Berliner Künstlerschicksal
Datum:
1979
Ausführung:
http://www.zlb.de/fileadmin/user_upload/berlin_portal/MVGB/MVGB_1979-1982.pdf
Quelle:
Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins Jg. 75-77
Status:
digital/eBook
Beschreibung:

http://www.zlb.de/fileadmin/user_upload/berlin_portal/MVGB/MVGB_1979-198...
(m. 2 Abb.) S. 144 - 149
Ostend-Theater, National-Theater, Freundschaft Otto Lilienthal und Max Samst
[S.145]„... Am in Nationaltheater umbenannten Ostend-Theater führte Max Samst als Mitbegründer der Freien Volksbühne als erster - 1893 in einer Serie von Vorstellungen - das damals noch verbotene Schauspiel „Die Weber" von Gerhard Hauptmann auf, eine Mutprobe, die ihm dieser nicht vergaß, auch in der Würdigung von Samsts Bemühungen, „Kunst dem Volke und das Volk der Kunst zuzuführen "(so Gerhard Hauptmann zum 70. Geburtstag von Max Samst, zitiert nach: Tempo, Berlin, 29. November 1929). Andere Aufführungen der Freien Volksbühne folgten. Ibsens Schauspiel „Stützen der Gesellschaft" hatte in Deutschland seine erste Aufführung im Ostend-Theater (bereits im Oktober 1890, vgl. Edith Krull und Hans Rose, Erinnerungen an das Rose-Theater, Berlin 1960, S. 17).
In die Zeit von Samsts Leitung des in Nationaltheater umbenannten Ostend-Theaters fällt auch die Freundschaft mit Otto Lilienthal, dem berühmten Pionier des Fliegens. Samst wollte 1892/93 für die Heizung seines Theaters einen sog. Schlangenrohr-Kessel einführen, den sein Erfinder, Otto Lilienthal, selbst einzubauen sich erbot. Aus dieser Begegnung wurde eine Freundschaft, die dazu führte, daß Lilienthal sich an der Leitung [S. 146] des Theaters nicht nur finanziell beteiligte. Zwei Wechsel mit der Unterschrift von Samst und Otto Lilienthal gehören zu den Erinnerungsstücken von Käthe Schmidt-Jürgensen an ihren ersten Gatten. Unter dem Pseudonym Carl Pohle schrieb Otto Lilienthal ein Theaterstück „Gewerbeschwindel. Berliner Geschichten aus dem Winter 1894“, das im Nationaltheater aufgeführt wurde. Das handgeschriebene Souffleurbuch ist ebenfalls noch vorhanden. In dem Volksstück „Preciosa“ trat er auch als Räuberhauptmann auf. Otto Lilienthal nahm auch den Gedanken von Wilhelm Meyer-Förster, dem späteren Verfasser des Bühnenstücks „Alt-Heidelberg“ auf. Theaterbillets für 10 Pf. zu verkaufen, um so Bühnenkunst den sozial schlechter gestellten Volksschichten zugänglich zu machen. Wie volkstümlich eine Schiller-Aufführung im Ostend-Theater angeboten wurde, kann man Meyer-Försters Rückblick auf jene Zeit entnehmen [...]
Auch und gerade bei dem Bemühen, kunsterzieherisch und sozialpädagogisch zu wirken bei niedrigen Eintrittspreisen, blieb das Theaterspiel ein wirtschaftliches Risiko. Die Freundschaft und Zusammenarbeit mit Otto Lilienthal endete jäh durch dessen tragischen Tod ...“