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Archiv-ID:
12021
Objekt:
short note
Urheber:
Beylich, Paul
Titel:
Augenzeugenbericht des Absturzes, Rundfunkinterview
Datum:
1940
Ausführung:
zitiert in Haanen: "Sonnenstürmer"
Quelle:
gl 20: S. 60 f
Status:
Druck/Orig.-Kopie
Beschreibung:

Ein Augenzeuge, der Monteur paul Beylich berichtet 44 Jahre später im Rundfunk: "Ich kam Mai 1893 nach Berlin, hatte Maschinenbau gelernt. Lilienthal sagte, er suche einen jungen Mann, der ihm bei seinen Flügen behilflich sein könnte. Das war etwas für mich. Hier diesen Hügel haben wir zusammen aufgeschüppt. Zuerst aus der Lehmgrube den Sand geholt, dann mit der Molle hochgetragen. Der Hügel war innen hohl. Fünf Maschinen hatten wir im Innern stehen. Zwölf Maschinen haben wir ins Ausland geschickt. Ich bekam 36 Mark Wochenlohn. Mit dem Doppeldecker flogen wir, wenn es ruhig war. Bei Wind nahmen wir den Eindecker. eine Berliner Zeitung schrieb: 'Wenn ihr zwei Verrückte fliegen sehen wollt, müßt ihr nach Lichterfelde gehen.' Am 9. August 1896 waren wir in den Rhinower Bergen. Wir waren den ganzen Vormittag geflogen und hatten Flüge bis zu 500 Meter gemacht. Wir waren schon einmal 8 Minuten in der Luft geblieben. 'Nun wollen wir mal sehen, wie lange so ein Flug heute dauert', sagte Lilienthal zu mir. Es war dreiviertel drei. Ich sollte nach der Uhr sehen. Lilienthal nimmt einen Anlauf, springt ab, bleibt plötzlich in der Luft stehen, er bewegte die Beine hin und her, damit der Apparat weitergeht, - da saust der Apparat mir senkrecht vor die Füße. Ich habe Lilienthal sofort mit Selterswasser gekühlt und habe zum Arzt geschickt. Als er zu sich kam, habe ich gefragt: 'Herr Lilienthal, was haben Sie gemacht?' Lilienthal antwortete: 'Wir wollen etwas ausruhen und dann weiterfliegen.' Der Arzt hat ihn untersucht und nichts gefunden. Ich habe ihn in das Haus gebracht, wo wir immer die Nacht über blieben. Er sagte: 'Beilich, fahren Sie heim, grüßen Sie meine Frau und meine Kinder und sagen Sie, ich käme morgen nach.' Ich habe, da ich spät nach Hause kam, am anderen Morgen seinen Bruder Gustav benachrichtigt. Gustav ist dann nach Rhinow gefahren. Lilienthal hatte das Bewußtsein nicht mehr gewonnen, nachdem ich gegangen war. Er ist dann am Nachmittag im Krankenhaus gestorben. Die Ärzte stellten einen Bruch der Wirbelsäule und eine Verletzung der Hirnschale als Todesursache fest."